Neuerungen im Familienrecht 2026 – Die Unterhaltsreform im Überblick
BS LEGAL Rechtsanwälte
Unterhaltsreform und weitere Änderungen im Jahr 2026
Ab dem Jahr 2026 stehen wesentliche Reformen im deutschen Familienrecht bevor. Der Gesetzgeber hat sich zum Ziel gesetzt, Regelungen zum Kindesunterhalt, zum Betreuungsunterhalt sowie zu modernen Familienmodellen wie dem Wechselmodell zu modernisieren. Mit diesen Änderungen will die Rechtsprechung den gewandelten gesellschaftlichen Lebensrealitäten und der Praxis gerechter werden. Der folgende Beitrag informiert über die wichtigsten Neuerungen und deren Auswirkungen, insbesondere für getrennt lebende und wechselbetreuende Familien.
Wesentliche Änderungen beim Kindesunterhalt und Wechselmodell
Die kommende Reform rückt vor allem das sogenannte „asymmetrische Wechselmodell“ ins Zentrum, also das Betreuungsmodell, bei dem das Kind überwiegend bei einem Elternteil lebt, der andere aber nicht nur Umgang hat, sondern aktiv zu mindestens 29 Prozent betreut. Bislang war die gesetzliche und gerichtliche Handhabung des Wechselmodells und der damit verbundenen Unterhaltsfragen sehr uneinheitlich.
Kernpunkte der Neuerung:
Das Gesetz wird erstmals klar regeln, wie der Unterhalt im asymmetrischen Wechselmodell zu berechnen ist. Die Berechnung erfolgt künftig in sechs festen Schritten, was für die Praxis mehr Transparenz, aber auch einen höheren formalen Aufwand bringt.
Es wird möglich sein, den zu zahlenden Unterhalt in bestimmten Konstellationen unter den Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle zu kürzen – sofern der betreuende Elternteil deutlich mehr als den bisherigen Standard betreut.
Für den Minderjährigenunterhalt gilt zukünftig nicht mehr der „notwendige“, sondern der „angemessene“ Selbstbehalt. Das bedeutet: Die unterhaltspflichtigen Eltern behalten einen höheren Betrag zur eigenen Lebensführung. Die Differenz zu bisherigen Selbstbehaltssätzen beträgt oft etwa 300 Euro, was für einkommensschwache Eltern finanzielle Mehrbelastungen und ein erhöhtes Risiko für den Sozialleistungsbezug nach sich ziehen kann.
Zudem wird die Streitfrage, wie viele Nächte das Kind tatsächlich wo verbringt, erheblich an Bedeutung gewinnen. Die genaue Aufenthaltsdauer des Kindes muss künftig lückenlos dokumentiert und im Streitfall vom Familiengericht geklärt werden. Damit steigen die Anforderungen an Transparenz und Nachweisführung für die Eltern.
Einheitlicher Betreuungsunterhalt für alle Eltern
Bisher gab es Unterschiede bei den Regelungen zum Betreuungsunterhalt für verheiratete und nicht verheiratete Elternteile. Die Reform führt einen einheitlichen Tatbestand für den Betreuungsunterhalt ein und beendet die bislang bestehende Ungleichbehandlung. So wird die Leistungsgewährung übersichtlicher und gerechter, unabhängig vom Familienstatus der Eltern.
Darüber hinaus wird die Gesetzgebung erstmals ausdrücklich die vielfältigen Partnerschafts- und Betreuungsmodelle berücksichtigen, die getrennte Eltern inzwischen leben. Die Möglichkeit, Dritte wie Stiefeltern oder neue Lebenspartner aktiv in die Betreuung einzubeziehen, wird im Gesetz verankert. Auch das Adoptionsrecht wird für mehr Lebensformen geöffnet. Die Ehe soll keine Voraussetzung mehr für die gemeinschaftliche Adoption minderjähriger Kinder sein.
Schnittstellen zu Sozialleistungen und praktische Auswirkungen
Ein weiterer Fokus der Familienrechtsreform liegt auf der Schnittstelle zu den Sozialleistungen. Die Neuregelungen bezüglich Kindergrundsicherung und Kinderzusatzbetrag machen deutlich, dass Eltern künftig verpflichtet sind, den Kindesunterhalt ernsthaft geltend zu machen und notfalls vollstrecken zu lassen, bevor ergänzende Sozialleistungen beansprucht werden können. Dies wird voraussichtlich zu mehr familiengerichtlichen Verfahren und Titulierungen führen.
Der notwendige und angemessene Selbstbehalt kann künftig durch Verordnung dynamisch angepasst werden – etwa bei steigenden Wohnkosten oder anderen Lebenshaltungskosten. Das erhöht die Flexibilität und ermöglicht eine realistischere Berücksichtigung individueller Lebenssituationen.
Für Familien mit modernen Betreuungskonzepten werden die Möglichkeiten individueller und partnerschaftlicher Gestaltung größer, aber der Regelungsbedarf nimmt zu. Eltern, die das Wechselmodell leben, sollten künftig sämtliche relevanten Aspekte (Aufenthalt, Kindergeld, Mehrbedarf, Sorgerechtskompetenz) möglichst schriftlich und präzise festhalten, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
Auswirkungen für getrennt lebende und wechselbetreuende Eltern
Für Eltern, die das Wechselmodell oder ähnliche Betreuungskonzepte praktizieren, bringt die Reform etliche Änderungen:
- Dokumentationsaufwand: Künftig muss genau nachgewiesen werden, wie viele Nächte und wie viel Zeit ein Kind bei welchem Elternteil verbringt. Diese Dokumentation ist sowohl für die Unterhaltsberechnung als auch für Sozialleistungen relevant.
- Gefahr für den Sozialleistungsbezug: Eltern mit geringem Einkommen könnten infolge neuer Selbstbehaltssätze schneller in den Bürgergeldbezug geraten.
- Abänderbarkeit bestehender Unterhaltstitel: Mit Inkrafttreten der Reform können bestehende Titel angepasst werden, wenn sich die rechtlichen Grundlagen ändern. Betroffene sollten rechtzeitig prüfen, ob sich Ansprüche oder Pflichten verändern.
- Partnerschaftliche Gleichstellung: Das neue Recht erkennt partnerschaftliche Betreuung stärker an und belohnt das Engagement beider Elternteile mehr als bisher.
Handlungsempfehlungen und Ausblick
Die Unterhaltsreform 2026 bringt mehr Rechtssicherheit, Transparenz und Flexibilität, stellt aber gleichzeitig höhere Anforderungen an Eltern und Familien. Insbesondere getrennt lebende Eltern sollten rechtzeitig ihre Vereinbarungen prüfen, Betreuungszeiten genau dokumentieren und gegebenenfalls bestehende Unterhaltstitel anpassen.
Empfehlung: Lassen Sie sich frühzeitig juristisch beraten, wenn Sie vom Wechselmodell oder von den geplanten Änderungen betroffen sind. Klären Sie alle relevanten Punkte schriftlich, damit spätere Unklarheiten vermieden werden. Für Familien mit modernen Lebensmodellen ist die proaktive und partnerschaftliche Abstimmung heute wichtiger denn je.
Zusammenfassung: Was bedeuten die Neuerungen für Sie?
Die Reform des Familienrechts und des Unterhaltsrechts in Deutschland stellt sich neu auf die gesellschaftlichen Realitäten ein und schafft mehr Gerechtigkeit für alle Familienmodelle. Die Neuerungen bringen Vorteile wie Klarheit und Gleichbehandlung, aber auch erhöhte Anforderungen an Transparenz und Mitwirkung. Für Eltern ist es umso wichtiger, sich frühzeitig mit den neuen Regelungen auseinanderzusetzen und professionelle Beratung zu nutzen. Damit können Sie sicherstellen, dass für Ihr Kind und Ihre Familie auch unter den neuen gesetzlichen Bedingungen alles geregelt ist – rechtlich und finanziell.
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